Die Chronik von Petzenhausen

Lage - Innerhalb des fruchttragenden Landes zwischen Lech und Paar zieht in einer breiten Talsenke der Verlorene Bach dahin. Die Talweite haben die würmeiszeitlichen Schmelzwasser geschaffen. Am sanft ansteigenden Osthang, einem mit Nagelfluh beschichteten Altmoränenrand, liegt das Kirchdorf Petzenhausen (583 Meter ü.d.M.). Es ist von wogenden Getreidefeldern und von spärlichem Wald im Osten, von saftigen Wiesen im Westen umgeben. In der Senke befinden sich noch Restvorkommen der im Tal des Verlorenen Baches einst weit verbreiteten Flachmoorbestände. Vom Weinberg südlich des Dorfes, der mit 602 m Meereshöhe den höchsten Punkt der Gemeindeflur darstellt, genießen wir einen herrlichen Rundblick auf die Kirchtürme vieler Ortschaften.


Erste Urkunden - Der Ort Petzenhausen muß, wie aus den Kirchenpatronen Peter und Paul zu schließen, schon ein altes Kirchdorf sein, das erstmals unter Abt Adalbert von Wessobrunn (1065 bis 1110) genannt wird. Bertha, die Gemahlin Adalberts von Otingen, eines herzoglichen Ministerialen, verschenkte an den Abt Besitzungen, welche sie in Pozinhusen besaß. Der Name Pozinhusen bedeutet: Ort, wo die Häuser des Pozo sind.

Um die gleiche Zeit wird auch ein Hartwikus von Bozinhusen als Zeuge genannt. Petzenhausen war demnach der Sitz eines alten Edelgeschlechtes, das ihm auch den Namen gab. Das Geschlecht muß aber schon im 13. Jh. ausgestorben sein.

Im Jahre 1149 hat Bischof Walther von Augsburg dem Kloster Wessobrunn 2 Teile des kirchlichen Zehents bestätigt, die schon sein Vorgänger Herimann zugebilligt hatte. Dies bekräftigte Papst Alexander. Wessobrunn besaß in Petzenhausen aber nicht nur Güter und den Zehent, sondern auch das Recht, die Pfarrei zu besetzen.

1280 gehörte der Ort zum Amtssprengel Landsberg, an dessen Pfleger der Ort Scharwerksgelder als sein Einkommen bezahlen mußte.

Im letzten Viertel des 13. Jhs. wurde dem Pfarrer von Geretshausen auf eigenen Antrag auch die Seelsorge in Petzenhausen übertragen. Er erhielt dazu den dritten Teil des Zehents. In der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die Pfarrei aber mit eigenen Pfarrherren besetzt; als erster Pfarrer wird 1549 Ulrich Promer genannt.

Von dem weiteren Schicksal des Ortes wissen wir nur wenig, da im Jahre 184o der Pfarrhof mit dem gesamten Pfarrarchiv niederbrannte.

Wie viele Dörfer unserer Heimat hatte auch Petzenhausen oft unter Kriegseinflüssen zu leiden. Das Dorf wurde erstmals im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden eingeäschert. Der Pfarrer mußte öfters vor dem nahenden Feind fliehen, wurde aber im April 1633 in Landsberg gefangen und ermordet. Auf den Krieg folgte dann um 164o herum die Pest, der ein Großteil der Bewohner zum Opfer fiel. Auch der spanische Erbfolgekrieg brachte Quartierlasten, feindliche Einfälle, Plünderungen und Gewalttaten jeder Art. Wieder ereilte Petzenhausen hartes Kriegsschicksal, als ein Teil des Ortes samt dem Pfarrhof am 31. Juli 1704 in Flammen aufging.

Schon hundert Jahre später hatte Petzenhausen in den französischen Revolutionskriegen erneut große Leiden durchzustehen. Das Dorf wurde zwar vorerst verschont, da zum Ort kein direkter Weg führte. 1809 mußte aber jeder Hof 34 Mann französische Besatzung aufnehmen.

Durch ein Mißgeschick wurde in Petzenhausen am Aschermittwoch 1840 wieder ein großer Teil des unteren Dorfes eingeäschert. Dem Brand fielen sechs Bauernhöfe mit den Nebengebäuden, drei Söldhäuser, der Pfarrhof und die Mühle, insgesamt 23 Firste zum Opfer.

Die Gemeinde und die Pfarrei wurden nach der Säkularisation 1803 vom Kloster Wessobrunn unabhängig, da es aufgelöst wurde. Den Zehent übernahm der Staat, der ihn verpachtete.

Pfarrkirche «St. Peter und Paul» - Die ehemalige Pfarrkirche St. Peter und Paul im nördlichen Teil des Ortes wurde im 18. Jh. umgestaltet. Der eingezogene, außen dreiseitig schließende, innen ausgerundete Chor stammt noch aus dem späten Mittelalter. Der Oberteil des Turmes stürzte bei einem Unwetter 1725 ein und erhielt daraufhin einen hohen Aufbau mit Satteldach und hübschen, geschweiften Treppengiebeln. Eine besondere Zierde der Kirche ist der elegante Wessobrunner Stuck in Rocailleornamenten von Franz Xaver Schmuzer um 1750. Die Deckenbilder im Langhaus und Chor - hier mit der Darstellung des Pfingstfestes - malte 1802 Sebastian Jaud aus Haid bei Wessobrunn. Der Hochaltar stammt aus der Zeit um 1760, auch von Franz Xaver Schmuzer, die Seitenaltäre sind ebenfalls aus Stuckmarmor von Michael Sporer (1807) aus Wessobrunn. An Holzfiguren sind ein spätgotischer hl. Sebastian und der hl. Petrus sowie der hl. Paulus am Hochaltar von Franz Xaver Schmädl zu nennen.Beim Brand 1840 wurde die Pfarrkirche erheblich beschädigt, eine Restaurierung im Jahre 1876 wirkte sich ungünstig aus. Die Renovierung von 1932 wirkte sich etwas positiver aus. 1966 erhielt der Innenraum eine weitere gründliche Erneuerung. Der Kirchturm folgte 1972. Der Hochaltar erhielt einen Tabernakel.


Frauenkirche «Unsere Liebe Frau» - Die malerische Frauenkirche, im südlichen Teil des Dorfes erhöht gelegen, ist eine der wenigen Chorturmanlagen des Landkreises. Der Turmunterbau mit interessanter Gliederung durch Lisenen, Giebelbogenfriese und »Deutsches Band« dürfte noch in das 14. Jahrhundert zurückgehen; der achteckige Oberbau mit Blendarkaden und Zwiebelhelm stammt aus der Renaissancezeit. Auf der Südseite des Langhauses befinden sich Anbauten für den Kanzelaufgang und eine Kerkernische. Die Kirche wurde um 1735 mit 3 Altären ausgestattet; aus derselben Zeit stammt die Stuckdekoration des Altarraumes von Franz Schmuzer. Auf dem Hochaltar steht eine schöne Muttergottes aus dem 17. Jh. Die Bilder der Seitenaltäre malte Caspar Schäffler aus Oberfinning -1747. Den reizvollen Langhausstuck schuf Franz Xaxer Schmuzer 1749. Bis 1967 befand sich das »Kurchala«, wie es die Petzenhauser liebevoll nennen, in einem erbärmlichen Zustand. Der Gemeinschaftssinn des Dorfes ermöglichte es, daß nach der Pfarrkirche auch diese Kirche ein neues Gewand erhielt. 1942 wurde das Dorf seiner teils recht alten Glocken beraubt. Lediglich die Marienglocke aus dem Jahr 1430 blieb erhalten. 1948 konnte ein neues Geläut eingeweiht werden.


Hausnamen - Unter den 43 Anwesen des Dorfes um 1800 befanden sich 6 ganze Höfe (Wastlbauer, Heißbauer, Karlbauer, Schwabbauer, Kleindienst und Voglbauer) und 2 Halbhöfe (Altwirt und Miller). Den Hauptanteil besaß das Kloster Wessobrunn mit 26 Anwesen; auswärtige Grundherren waren das Kloster Polling (3), die Hofmarken Dünzlbach und Windach mit je einem Haus. Diese Hausnamen sind schon im Grundbuch von -1689, aufgezeichnet von Pfarrer Casparus Erhard, nachgewiesen.

Schulhaus - Das Schulhaus der Gemeinde wurde im Jahre 1908/09 erbaut, da die Räume der alten Schule nicht mehr ausreichten. Eine Regierungsentschließung vom 7. April 1931 löste die Volksschule Petzenhausen auf und vereinigte den Schulsprengel mit Geretshausen. Den Gemeinden wurde aber genehmigt, im jährlichen Wechsel beide Schulhäuser zu benützen. 1948 trennte die Regierung auf Betreiben der Gemeinden die Schulen wieder und die Kinder besuchten den ungeteilten Unterricht in Petzenhausen, bis 1964 die Gemeinderäte und Eltern erneut beschlossen, zusammenzugehen, um zwei Klassen zu bilden. 1969 wird die Schule wieder aufgelöst und in die neu errichtete Grund- und Hauptschule Weil eingegliedert. Wegen des dortigen Raummangels wird in Petzenhausen von 1975 bis 1996 eine Grundschulklasse unterrichtet. Nach dem Umbau 1997 wird das Schulhaus (jetzt "Alte Schule" genannt) von den örtlichen Vereinen als Gaststätte und Vereinsheim genutzt.

Dorfstruktur - Petzenhausen hatte bis 1825 immer annähernd die gleiche Einwohnerzahl von 235, heute sind es bald 500. Die ländliche Struktur hat sich im wesentlichen erhalten, obwohl schon die Mehrheit als Arbeiter und Angestellte in Landsberg, Augsburg und München ihrem Verdienst nachgehen. Im Dorf steht eine Mühle, die mit Hilfe der Wasserräder vom Verlorenen Bach bis 1970 betrieben wurde. Um 1930 gesellte sich zur Mühle noch ein Sägewerk. Der Verlorene Bach wurde um1920 reguliert, da er oft die Wiesen an seinen Ufern überschwemmte. Der elektrische Strom kam 1918 nach Petzenhausen. Vor und nach dem Zusammenbruch im Jahre 1945 leitete Michael Lichtenstern als Bürgermeister das Schicksal der Gemeinde. Er mußte im Jahre 1946 rund 150 Volksdeutsche, die aus Raabfidisch in Ungarn ausgewiesen worden waren, im Dorf unterbringen. Die meisten wanderten 4 Jahre später nach den USA aus, andere siedelten in die Industriezentren München und Augsburg über.

1956 übernahm das Bürgermeisteramt Georg Deininger. Unter ihm baute die Gemeinde eine Wasserleitung, es wurden die Dorfstraßen kanalisiert und die Hauptstraßen geteert. Die Flurbereinigung konnte 1962 mit 47 Teilnehmern und 521 ha Nutzfläche abgeschlossen werden.

1966 wählten die Bürger Simon Wurmser zum Bürgermeister. Petzenhausen baute das Straßennetz weiter aus, verbesserte das Schulhaus und brachte die Friedhöfe an den beiden Kirchen in einen würdigen Zustand. Im Süden des Dorfes entstanden zwei kleine Baugebiete mit 16 Bauplätzen. Als letzte Verbindungsstraße des Ortes wurde der Weg nach Jedelstetten ausgebaut.

Gebietsreform - Am 1. Januar 1972 wurde die Gemeinde Petzenhausen im Rahmen der Gebietsreform in die Gemeinde Weil eingegliedert.

Damit verlor Petzenhausen zwar seine politische Selbständigkeit, nicht aber sein eigenes dörfliches Leben. Dieses wird vorwiegend von den örtlichen Vereinen getragen. Der Krieger- und Veteranenverein (gegründet 1922), der Schützenverein »Freischütz« (1967) und der Feuerwehrverein (1998) halten die dörfliche Gemeinschaft lebendig.

Neue Baugebiete, die in Petzenhausen ausgewiesen wurden schufen nicht nur für Ortsansässige, sondern auch für Berufspendler aus meist städtischen Regionen großen Anreiz sich in Petzenhausen anzusiedeln.


Kreisheimatbuch -

mit Klick auf Bild zum Auszug - "Petzenhausen",

aus dem Kreisheimatbuch des Landkreis Landsberg am Lech.